Weltwassertag – Wasser ist ein Menschenrecht

Trinkwasser ist in vielen Regionen ein knappes Gut. In Sambia müssen Frauen und Mädchen schwere Wasserkanister tagtäglich von weit entfernten Wasserstellen nach Hause tragen. Ihre Bildung bleibt dabei auf der Strecke. Schüler:innen in Mülheim an der Ruhr wollen mit einem Sponsorenlauf auf diese Notlage aufmerksam machen.

Es sind nur 61 Sekunden. So lange muss jede Person in Deutschland im Schnitt arbeiten, um ihren Bedarf an Trinkwasser pro Tag bezahlen zu können. Das sind sagenhafte 127 Liter. Zwei bis drei Liter davon trinkt jede:r Erwachsene tatsächlich. Der Rest landet im Abwasserkanal: nach dem Duschen, Waschen und über die Toilettenspülung. Wasser in Deutschland, es ist ein schnelles Vergnügen, für 34 Cent pro Person. So berechnet es die Statistik.

Laufen für Wasser statt Schule

Frauen und Mädchen im afrikanischen Sambia rechnen anders. Sie legen täglich oft viele Kilometer Laufstrecke zurück, um den nächsten Brunnen zu erreichen. In Kanistern oder in Plastikeimern tragen sie das wertvolle Wasser dann nach Hause, wo es zum Trinken, Kochen, Waschen und für ihre Hygiene genutzt wird. Für manche ist der tägliche Wasserlauf eine Vollzeitbeschäftigung. Gerade für Mädchen bleiben deswegen Schule und Bildung meist auf der Strecke.

Wandern für Wasser mit der Schule
Das Wassermuseum Aquarius Wasserturm mit einem Plakat zum Weltwassertag - "Wandern für Wasser" im Vordergrund
Ziel der Wanderung: der Aquarius Wasserturm

Der Aktionstag „Wandern für Wasser“ in Mülheim an der Ruhr will das ändern. Gemeinsam mit weiterführenden Schulen, der Hochschule Ruhr West und der RWW organisiert der örtliche Rotary Club Mülheim-Uhlenhorst jedes Jahr zur Zeit des Weltwassertages einen Sponsorenlauf. Dann machen sich mehrere hundert Schüler:innen auf den circa vier Kilometer langen Weg vom Haus Ruhrnatur zum Aquarius Wasserturm. Und transportieren dabei – in Erinnerung an ihre wasserschleppenden Altersgenoss:innen in Sambia – zuvor mit Wasser gefüllte Flaschen. Es ist ein eher symbolischer Akt des Wassertragens. Und doch ein starkes Zeichen, um zu zeigen, was Kinder und Jugendliche in vielen Regionen der Welt jeden Tag leisten müssen.

„Bitte einen Stempel“

In diesem Jahr bin ich auf halbem Weg ihr Streckenposten. Auf dem Biertisch in dem wasserblauen Pavillon – meine Zwischenstation – stempele ich ihre Laufzettel, während die Jugendlichen die kurze Pause für einen Snack oder einen Schluck aus ihrer Trinkflasche nutzen. Dann geht’s für sie weiter bis zum Wassermuseum Aquarius. Die meisten schaffen die Strecke in einer knappen Stunde. Genussvoll kippen sie nach ihrer Ankunft das transportierte Nass oben im Turm in den Wasserbehälter. Geschafft.

Jugendliche erhalten von Katrin Weidemann Stempel für ihre Teilnahme am Sponsorenlauf
Mein Streckenposten!

Wofür sie mit ihrer Aktion Spenden erlaufen, wissen sie genau: um Gleichaltrige in Sambia von ihren mühsamen Wasserläufen zu entlasten und ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen. Mit diesem Projekt der Kindernothilfe, das mit lokalen Partnern umgesetzt wird, haben sich die Mülheimer schon intensiv in ihren Schulen beschäftigt.

„VIP-Latrinen“ für die Bildung

Zehn neue Brunnen im ländlichen Zimba-Distrikt sollen mit den Spenden gebohrt und zehn schon existierende Brunnen wieder instandgesetzt werden. Für den Betrieb und die Wartung der Anlagen werden Mitglieder der Gemeinden geschult und Reparatur-Kits für die Instandhaltung angeschafft. Und vor allem an den Schulen des Distrikts soll sich die Wassersituation verbessern: Neben Wasserauffangsystemen und Speichern für Regenwasser zur Nutzung der Schulgärten werden in zehn Schulen Latrinen gebaut und Duschen installiert. Denn es sind auch die mangelhaften sanitären Anlagen, die dazu führen, dass Mädchen während der Menstruation nicht zur Schule kommen und so häufig den Anschluss an den Lernstoff verlieren. Die Mülheimer Unterstützung ermöglicht gerade Mädchen den Zugang zu Bildung. An den beteiligten Schulen werden je fünf „VIP-Latrinen“ (ventilated improved pit latrines) installiert, inklusive Handwaschgelegenheiten und einer Dusche, um die Hygieneversorgung zu verbessern.

3 + 1 = 4

Zehntausend Euro ist die angestrebte Spendensumme rund um den Mülheimer Wasserlauf, und jede:r kann mitspenden. Am Ende kann der Betrag übrigens deutlich höher werden: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert derartige Projekte zusätzlich im Verhältnis 1+3, so dass nach Abschluss der Spendenaktionb die vierfache Geldsumme zur Verfügung stehen wird.

Damit künftig für Jugendliche im Zimba-Distrikt die tägliche Wasserbeschaffung keine Vollzeitaufgabe mehr ist. Sondern nur noch eine Sache von vielleicht 61 Sekunden.Flugblatt mit eingezeichneter Wegstrecke der Wanderung

Große Fotos: RWW mbH/ Fotograf: PR-Fotografie Köhring

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Autor: Katrin Weidemann

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