Dass er einmal Künstler werden würde, wünschte sich Tejosh Halder Josh schon als kleiner Junge. Nicht nur seine Eltern haben ihn dabei unterstützt, sondern auch eine engagierte Kindernothilfe-Patin aus München. Heute stehen Tejoshs Skulpturen überall in Bangladesch und die deutsche Patenmutter gehört zu seinen größten Fans.
Es begann mit einer Kuh. Tejosh war gerade mal sieben Jahre alt, als er aus Lehm seine erste Skulptur formte. Aufgeregt rannte er damit zu seinem Vater aufs Feld. Und der Vater – war begeistert. „So eine wunderschöne Kuh!“ Das, so erzählt mir Tejosh lächelnd, war der Anfang für alles, was er später als Künstler erreichte. Die Liebe seiner Mutter und seines Vaters und diese erste elterliche Ermutigung, sie haben ihn sein Leben lang begleitet.
Mittlerweile ist Tejosh 37 Jahre alt und selbst Vater eines dreijährigen Sohns. Ich treffe ihn in seiner Werkstatt in Dhaka. 30 Jahre nach der ersten Kuh-Skulptur ist Tejosh einer der berühmtesten Künstler Bangladeschs.
In der Werkstatt herrscht kreatives Chaos
Dickbauchige Holzskulpturen stehen neben filigran geschweißten Stahlkonstruktionen, halbfertige Tonformen lehnen an Gerüsten. Ein kleiner Innenhof bildet das Herzstück der Anlage, umringt von einer Handvoll Räumen. Geräte und Werkzeuge, Miniaturmodelle und Skizzen stapeln sich dort auf Tischen und Werkbänken. Ich kann mich anfangs gar nicht satt sehen an der Fülle von Ideen, den kunstvollen Formen, und muss die Artefakte tatsächlich erstmal be-greifen.
Nach zwei Runden durch die Werkstatt räumt Tejosh schließlich an einem der Tische ein Eckchen für mich frei und versorgt mich mit einer Tasse frisch gebrühtem grünem Tee. Dann zeigt er mir auf seinem Laptop das Video seiner letzten Ausstellung. Da, erklärt der Künstler und deutet auf den Bildschirm, da siehst du den Brennprozess meiner Skulpturen. Und dort, diese lebensgroßen Bronzefiguren stehen vor der Universität in Dhaka.
Vom Bauernsohn zum Künstler – ein langer Weg
Es ist eine erstaunliche Karriere, die Tejosh erleben durfte – der Künstler war ihm nicht in die Wiege gelegt. Als Sohn eines Bauern und einer Hausfrau wuchs er im ländlich armen Süden Bangladeschs auf. Die kirchliche Dorfschule war alles, was sich seine Eltern an Ausbildung für ihn leisten konnten. Über seine Kirchengemeinde bekam er die Chance, im Dacca Diocesan Boys Hostel zu wohnen, dort die örtliche Schule zu besuchen, später die St. Paul´s Secondary School, schließlich das College. Gefördert wurde diese Ausbildung durch eine Patenschaft der Kindernothilfe.
Seine Patin, eine Münchnerin, begleitet Tejoshs Leben seit 30 Jahren. Sie hat ihn von Kindesbeinen an ermutigt, ihm regelmäßig Briefe geschrieben, kennt alle wichtigen Stationen seines Lebens. Sie erinnert sich genau, erklärt sie mir Tage später am Telefon, wie froh und erleichtert sie damals war, als Tejosh seine Schulzeit erfolgreich abschließen konnte.
Die Patenmama ist ein großer Fan
„Und dann erzählte er mir, dass er Kunst studieren will.“ Einen kurzen Moment habe sie da gezögert, meint seine deutsche Patenmutter rückblickend, ob das wirklich das Richtige sei: „Ja kann er denn nix Gscheit´s lernen?“ Darüber lacht sie heute selbst. Mittlerweile ist sie einer von Tejoshs größten Fans, verfolgt seine Karriere im Internet, pflegt den Kontakt mit ihm über Whatsapp und Facebook.
Tejoshs Vater hat die wundersame Entwicklung seines Sohnes zum Künstler nicht mehr erlebt. Er starb noch im Jahr der ersten Kuh. Da war Tejosh sieben. Bestätigung, Ermutigung, Förderung und viel Liebe hat Tejosh dennoch überreich erhalten. Auch von seiner Patenmutter aus München. Persönlich begegnet sind sich die beide übrigens noch nie. Aber sollte er einmal in Europa ausstellen, meint er beim Abschied in Dhaka, dann würde er „unbedingt meine Patenmama in München besuchen“.