Urlaub auf Sansibar in Tansania, ein wunderbarer Mix aus Suaheli-Kultur, Geschichte des Sultanats Oman, Gewürzfarmen und Stränden mit Gästen aus aller Welt. Ich genieße die Zeit zum Baden, zum Bummeln durch die Gassen von Stonetown, zum Lesen. Deutsche Nachrichten kommen übers Smartphone, im Hotelfernseher läuft BBC. Die Ereignisse in Charlottesville laufen auf allen Kanälen – und bringen fast zwangsläufig das Thema Apartheid auf…
Das Entsetzen über die rechtsextremen Ausschreitungen und die verharmlosenden Stellungnahmen des amerikanischen Präsidenten, der die Rassisten und Nazis in Charlottesville verteidigt, verbindet uns mit den Mitarbeitenden und den anderen Gästen im Hotel.
Das Vermächtnis von Morogoro
Am Frühstücksbuffet kommt ein Gast aus Südafrika mit dem Koch ins Gespräch. Er fände es schade, dass die Entfernung nach Morogoro so weit sei. Was Morogoro für ihn denn so interessant mache, frage ich nach. Ich selbst hatte an diesem Ort im Landesinneren von Tansania vor gut 20 Jahren Suaheli gelernt, auch später immer wieder Kollegen dort besucht. Der Gast aus Südafrika streckt sich aufrecht und nennt nur einen Namen: Salomon Mahlangu.
Nach diesem berühmten Freiheitskämpfer wurde in den 1960er Jahren das Solomon Mahlangu Freedom College benannt, eine Bildungseinrichtung des südafrikanischen ANC (African National Congress) für Jugendliche sowie Erwachsene und deren Kinder, die aufgrund ihres politischen Engagements gegen die Apartheid in Südafrika keine gesicherte Ausbildung erwarten konnten. Im Exil schuf der ANC in Morogoro sein Hauptquartier. Und machte die tansanische Stadt damit für spätere Generationen zum Gedenkort.
Zwei Bücher über die Apartheid
Wie sich die Geschichte der auf das Leben der Südafrikaner*innen – weiß wie schwarz – auswirkte, beschreiben zwei Bücher, die ich als Urlaubslektüre mitgenommen habe. In „Cafe Mandelplatz“ erzählt die Essener Theologin Christina Brudereck so poetisch wie politisch die Geschichte der Mima Mandelbaum, einer mutigen Frau und Mutter, die als Eigentümerin des Cafe Mandelplatz nicht nur erfrischende Ingwerschorle und koscheren Wein mit Bagels serviert, sondern sich auch im Widerstand gegen das Apartheidsregime einsetzt.
Und die Autobiographie von Trevor Noah beschäftigt und berührt mich. Der Moderator der US „Daily Show“, manche halten ihn für das größte internationale Comedy-Talent seit Jahren, beschreibt seine Kindheit in Südafrika. 1984 wurde er als Sohn eines weißen Schweizers und einer schwarzen Südafrikanerin mitten in die Apartheid hineingeboren. Allein die Tatsache seiner Geburt war ein Verbrechen. So nennt er sein Buch: „Born a crime“.
Noah wuchs in Südafrikas berüchtigter Township Soweto in der Nähe von Johannesburg auf, mit sieben Familienmitgliedern aus drei Generationen in zwei Zimmern, mit einem Loch im Boden vor dem Haus, das als Toilette diente und weichgeriebener Tageszeitung als Toilettenpapier. Weil er mit seiner hellen Hautfarbe ständig seine Eltern zu verraten drohte musste sein Vater immer auf der anderen Straßenseite laufen, wenn die Familie unterwegs war. Der Stand-up-Comedian Noah dazu: „Er konnte mir immer nur aus der Ferne zuwinken wie so ein gruseliger Pädophiler.“
„Niemand hasst von Geburt an“
Kinder, denen ihr Recht auf eine Familie genommen wird, deren Existenz marginalisiert und kriminalisiert wird. Ihre Geschichten treiben mich und all meine Kolleginnen und Kollegen an.
„Niemand hasst von Geburt an jemanden aufgrund dessen Hautfarbe, dessen Herkunft oder dessen Religion.“ Mit diesem Zitat des Anti-Apartheid-Kämpfers Nelson Mandela spricht Ex-US-Präsident Barack Obama Millionen von Twitter-Nutzern aus dem Herzen. Mir auch.
„Man muss Hass erst lernen, aber wer Hass lernen kann, dem kann auch Liebe beigebracht werden“, so Obama. Und vervollständigt das Zitat Nelson Mandelas: „Liebe kommt natürlicher in das menschliche Herz als ihr Gegenteil.“
„No one is born hating another person because of the color of his skin or his background or his religion…“ pic.twitter.com/InZ58zkoAm
— Barack Obama (@BarackObama) 13. August 2017