Den größten Teil unseres Engagements in Uganda macht die Arbeit mit Selbsthilfegruppen aus. Diese Gruppen ermöglichen es Frauen, ein kleines Geschäft aufzubauen und dadurch zum Familieneinkommen beizutragen. Das kommt auch und gerade den Kindern zugute. Ich wollte wissen: Was sind das für Frauen, die sich dort zusammentun? Was gewinnen sie dadurch und was bewegt sie? Was macht sie glücklich?
Während meine Familie im winterlich kalten Deutschland friert (eine Freundin postet dazu: „Der kleine November möchte aus dem April abgeholt werden“), fliege ich zu Projektbesuchen nach Uganda. James, unser Länderkoordinator, erwartet mich am Flughafen Entebbe. Für die 40 Kilometer Strecke von hier bis ins Stadtzentrum Kampala brauche er tagsüber durch die chronisch verstopften Straßen mindestens zwei Stunden, meint er. Jetzt, kurz vor Mitternacht, schaffen wir es in 30 Minuten in die Stadt. Die Sicherheitshinweise an der Hotelzufahrt sind eindeutig: „No firearms allowed beyond this point“ steht an der Schranke über dem Bild einer durchgestrichenen Pistole. Es wird tatsächlich eine ruhige Nacht.
Glücklich sein – was heißt das im Osten Ugandas?
Die Frage ist beliebt: Was macht dich glücklich? Auf Facebook erfahre ich, dass es Laura glücklich macht, dass der Pandabär auf Isländisch Bambusbjörn heißt. In einem mitgebrachten Magazin entdecke ich die Bilder einiger Prominenter, die sich mit ihrem Lieblingsgegenstand fotografieren lassen, von der Massage-Fußbank über Opas Wecker bis zum Porzellanspiegelei. Diese Dinge machten sie glücklich.
Und hier im Osten Ugandas? In Abarilela besuche ich eine Selbsthilfegruppe und frage die Frauen, die sich unter einem großen Mangobaum treffen, was sie glücklich macht. Sie erzählen mir, wie sich ihr Leben durch die Gruppe verändert hat – und was sie daran glücklich macht:
- Sonja: Mein Aluminium-Kochtopf macht mich glücklich! Den habe ich mir geleistet vom Verkauf der Tomaten aus meinem Hausgarten. Die selbstgebrannten Tontöpfe sind immer so schnell kaputtgegangen, ich habe früher manchmal nur auf Scherben gekocht.
- Lisa: Dass ich hier vor euch aufrecht stehe und mich traue, etwas mit fester Stimme zu sagen und euch in die Augen zu schauen!
- Grace: Dass jetzt jedes Haus im Dorf eine eigene Latrine hat – vorher gab es nur zwei Latrinen für alle zusammen. Das haben wir als Gruppe geschafft! Und wir haben jetzt eine Müllgrube.
- Anett: Wir helfen uns reihum dabei, das Unkraut auf unseren Feldern zu jäten. Alleine war das früher kaum zu schaffen, das ist viel zu viel. Zusammenzuarbeiten und das Ergebnis zu sehen macht mich stolz und glücklich. Und meinen Rücken kann ich jetzt abends noch aufrichten.
- Margaret: Es macht mich glücklich, dass ich für meine Kinder Schulgeld zahlen kann. Mein Mann ist im vergangenen Jahr gestorben. Von der Gruppe bekam ich ein Darlehen für meine Geschäftsidee, Brot zu backen und zu verkaufen. Jetzt kann ich meine Kinder in die Schule schicken.
- Joyce: Ich habe jetzt eine Matratze! Jede von uns hat durch die Ersparnisse der Gruppe eine eigene Matratze bekommen!
- Lois: Winni aus unserer Gruppe hat in einem Kurs gelernt, einen Energiesparofen aus Lehm zu bauen. Sie hat für jede von uns so einen Ofen gebaut, auch für die Nachbarinnen. Es sind schon über fünfzig solche Öfen in unserem Dorf. Ich koche jetzt nicht mehr auf drei Steinen, sondern auf meinem Lehmofen. Es macht mich jeden Tag glücklich, dass ich damit nur noch die Hälfte an Feuerholz brauche und deshalb weniger Holz sammeln und schleppen muss.
- Anna: Ich bin die älteste hier in der Gruppe. Die anderen Frauen haben für mich eine Rundhütte gebaut und mit Gras gedeckt. Und sie helfen mir bei der Arbeit auf dem Feld. Ich schlafe im Trockenen, habe zu essen und habe Freundinnen: Das macht mich glücklich.