Globale Gerechtigkeit und Fairtrade – keine Frage, das Punkmusical „Global Playerz“ nimmt sich viel vor. Mit vergnüglicher Leichtigkeit gibt das Stück Anstöße für einen bewussten Lebensstil – für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Am vergangenen Wochenende hatte ich Gelegenheit, es zu sehen – gemeinsam mit Ehrenamtlichen aus ganz Deutschland, die für zwei Tage bei uns in Duisburg zu Besuch waren.
Globalisierung, Verteilungsungleichheit, Lohnausbeutung – keine ganz leichte Kost an einem Samstagabend in Mülheim. Und nichts, was ich von vornherein in einem Punkmusical erwartet hätte. War aber. „Global Playerz“, ein von Sonni Maier entwickeltes und inszeniertes Stück, bricht komplexe Themen wie globale Gerechtigkeit und Fairtrade in eine anschauliche Geschichte runter. Und unterhaltsam!
Zielgruppe sind eigentlich Kinder und Jugendliche ab 9. Aber was Viertklässler verstehen, dachte unser Team Ehrenamt der Kindernothilfe, das kann auch Erwachsenen Spaß machen. So sitze ich am Abend unseres bundesweiten Treffens von Ehrenamtlichen mit knapp sechzig ehrenamtlichen UnterstützerInnen in der Mülheimer Wolfsburg und tauche ein in die Welt von Nia, Skazz und Katey.
Bittere Schokolade
Die drei Teenager bilden zusammen die Girlie-Pop-Punkband „Playerz“. Als Katey zum ersten Mal Ghana, das Heimatland ihrer Eltern, besucht, findet sie ihre Familie nicht wie vermutet in einem kleinen Dorf auf dem Land, sondern in einem Slum von Accra. Sie ist entsetzt von den dortigen Lebensbedingungen. Und recherchiert mit Hilfe ihrer Band das Schicksal ihrer Verwandten. Landenteignung, Kinderarbeit, Hungerlöhne – ein Schokoriegel, den die Bandmitglieder bei ihren Proben futtern, wird dafür zum Sinnbild: für gedankenlosen Konsum bei den einen, für Ausbeutung auf Kakaoplantagen bei den anderen. Der Schokoriegel „The Taste of Africa“ bekommt einen bitteren Beigeschmack – keine Spur von Fairtrade!
Bunt, schrill und ein bisschen crazy ist dieser rockige Abend. Und vermittelt bei aller Vergnüglichkeit eine erstaunliche Fülle von Fakten zum Thema.
Fairtrade und globale Gerechtigkeit als Theater on Tour
Seit 2001 entwickelt, inszeniert und spielt Sonni Maier mit ihrem Tourneetheater Stücke für Jugendliche. Und unterstützt damit seit Jahren auch die entwicklungspolitische Bildungsarbeit der Kindernothilfe. Für viele Schulen, die der Kindernothilfe verbunden sind, ist das eine tolle Möglichkeit, sich mit den Themen Gerechtigkeit und Fairtrade auseinanderzusetzen. Ohne erhobenen Zeigefinger. Dafür mit schlauen Hinweisen.
Mach doch mal einen auf Mücke
Mein Lieblingstipp an diesem Abend kommt von „Gabe“ (sprich Gäib), dem vierten Mitspieler auf der Bühne. Ganz in engelhaftes Weiß gekleidet erklärt er seinen Namen: Gabe kommt von Gabriel. Und so wie der biblische Erzengel ist Gabe im Stück auch der von außen Kommende, der rettenden Rat und manch pfiffige Idee mitbringt.
So wie diese: Als Skazz räsoniert, als einfache Jugendliche könne man ja eh nichts tun, gibt ihr Gabe den wunderbaren Tipp: „Mach doch mal einen auf Mücke.“ Die sei ja schließlich auch klein, arm und verletzlich. Aber dennoch gelegentlich ein gewaltiges Ärgernis.
Global Playerz macht Mut zu einem bewussten Lebensstil – für einen deutschen Durchschnittsteenie genauso wie für ehrenamtlich engagierte Erwachsene. Was bleibt, an diesem Samstagabend, mitten in Mülheim, ist die Lust, selbst aktiv und kreativ zu werden – nicht nur beim Griff zur Fairtrade-Schokolade.
Hier gibt es Ausschnitte aus dem Stück zu sehen.