Die Baumwollpflückerinnen von Pakistan gehen mir nicht aus dem Kopf. Erfahren habe ich von ihnen bei unserer jüngsten Verleihung des Medienpreises. Sie kamen nur kurz zur Sprache – als Beispiel für den Erfolg unserer Selbsthilfegruppen. Das hat mich so bewegt, dass ich diese kleine, einfache, aber dafür umso überzeugendere Geschichte hier noch einmal aufgreife.
Es war nur ein kurzer Bühnenauftritt: Jiah Sayson erklärte im Gespräch mit Medienpreis-Moderator Eckard von Hirschhausen den Erfolg der Arbeit mit Selbsthilfegruppen. Jiah kennt als Koordinatorin für Asien hunderte dieser Gruppen. Besonders imponiert haben ihr die pakistanischen Baumwollpflückerinnen.
Die wurden früher beim Verkauf der Baumwolle immer wieder von den Händlern übers Ohr gehauen – denn sie konnten weder lesen noch rechnen. Und so konnten sie auch nicht überprüfen, ob die von ihnen gepflückte Baumwolle angemessen bezahlt wurde. In der Selbsthilfegruppe haben sie für sich einen Lehrer engagiert, der ihnen Rechnen und Schreiben beibrachte. Heute prüfen Sie jede Zahlung. Das hat ihr Selbstbewusstsein enorm gesteigert und ihre wirtschaftliche Situation deutlich verbessert.
An Bildung mangelt es in Pakistan besonders
Der Ausgangspunkt der Geschichte zeigt das ganze Dilemma der Menschen in Pakistan. Nur 60 Prozent der Pakistanis können lesen und schreiben. Zu wenige Kinder haben überhaupt die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Das gilt besonders für die Mädchen, deren Anteil an der Gesamtzahl der Schüler nach wie vor gering ist.
Durch die Arbeit mit Selbsthilfegruppen erreichen wir vor allem die Mütter. Je eher sie in der Lage sind, sich ökonomisch, sozial und politisch zu behaupten, desto mehr profitieren davon auch ihre Kinder – etwa dadurch, dass das Familieneinkommen nun auch für das Schulgeld reicht. Die Teilhabe der Frauen am öffentlichen Leben in Pakistan ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit – ihr Anteil an der Erwerbsbevölkerung beträgt nur 13 Prozent.
Vor diesem Hintergrund ist das Beispiel der Baumwollpflückerinnen besonders ermutigend. Gemeinsam haben sie dafür gesorgt, dass sie für ihre Arbeit auch wirklich den Lohn erhalten, der ihnen zusteht. Der Schlüssel zum Erfolg war Bildung. Gerade für ihre Töchter sind sie damit ein wunderbares Vorbild.