
Es war ein starker Abend, und er erzählte von starken Müttern und starken Kindern.
Mehr als 400 Gäste waren unserer Einladung in den Landschaftspark Nord gefolgt. In Duisburg, wo vor genau 60 Jahren der Grundstein für die Kindernothilfe gelegt worden ist, wollten wir aufmerksam machen auf das, was unsere Arbeit weltweit bewirkt. Vor allem die 35.000 Selbsthilfegruppen standen im Mittelpunkt der Feier. Sie stärken gezielt Mütter, damit sie sich und ihre Kinder eigenständig aus größter Armut befreien können.
Moderiert von der wunderbaren Sabine Heinrich zeigten die Gesprächspartnerinnen und Experten auf dem Podium mit eindrücklichen Beispielen, wie das gelingt.

„Arm zu sein bedeutet noch lange nicht, hilflos zu sein.“
Dr. Auma Obama, eine der „100 Lionesses of Africa“ und Impulsgeberin für Verantwortlichkeit, beschrieb die Arbeit ihrer eigenen Stiftung in Kenia. Dort setzt sie sich dafür ein, Menschen so zu stärken, dass sie ihr eigenes Potential erkennen und später auch ohne Hilfe von außen Entwicklung weiter vorantreiben. „Menschen können bedürftig sein, hilflos sind sie deswegen noch lange nicht“ war eine ihrer Hauptthesen.

Perspektive wechselt Hilflosigkeit ab

Auch Christina Rau, Politikwissenschaftlerin und seit vielen Jahren uns eng verbundene Kindernothilfe-Botschafterin, erzählte engagiert von ihrer aktuellen Reise nach Äthiopien. Bei ihren Besuchen von Selbsthilfe-Gruppen dort hatte sie Frauen getroffen, die zu den Ärmsten der Armen gehörten. Mit Hilfe der Kindernothilfe entwickelten sie in der Gruppe Selbstbewusstsein und Fähigkeiten, nahmen ihr Leben selbst in die Hand und veränderten ihr eigenes Leben und das ihrer Kinder.
Schritt für Schritt zur Selbsthilfe
Die einzelnen Schritte zur Selbsthilfe erklärte Dr. Karl Pfahler, Leiter des Afrika-Referats der Kindernothilfe. Wie die Frauen anfangs von lokalen Mitarbeitern identifiziert und zur Gründung einer Gruppe eingeladen werden. Wie sie dort langsam Vertrauen aufbauen, ihre Ängste und Probleme teilen und nach Möglichkeiten suchen, sie zu lösen. Das Sparmodell, das sie kennenlernen, spielt dabei eine große Rolle. Aus Kleinstbeträgen bilden sie langsam einen Kapitalstock. Die Gruppe vergibt daraus Kleinkredite, mit denen die Frauen ihre Geschäftsideen umsetzen.

So erzählte Christina Rau von der Frau, die sich mit ihrem Kredit ein Huhn anschaffte, um dann täglich Eier zu verkaufen. Oder der Familienmutter, die mit Hilfe ihres Gruppenkredits kleine Elektroöfen zur Herstellung des äthiopischen Injera Fladenbrots herstellte.
Welche Kraft die Dachverbände der Selbsthilfe-Gruppen, die sich nach einiger Zeit bilden, entwickeln, schilderte Jiah Sayson, Selbsthilfe-Koordinatorin der Kindernothilfe in Asien. In einer abgelegenen Region der Philippinen schafften sie es, eine weiterführende Schule zu etablieren.

Träume, die Chancen werden
Schritt für Schritt verbessern die Frauen so ihre eigene Situation – und die ihrer Familie. Vor allem die Kleinsten profitieren dabei, wenn sich die Wohnsituation der Familie verbessert, es genug zu essen gibt, sie medizinisch versorgt werden und zur Schule gehen dürfen. Für viele erfüllt sich damit ein Traum.
Damit Kinderrechte keine Träume bleiben, setzen wir auch in Zukunft auf die Hilfe zur Selbsthilfe. Nicht nur in unserem 60sten Jubiläumsjahr.
Es gibt noch viel zu tun.